Jahresumfrage Kita-Träger 2020
Fachkräftesituation, Qualitätsentwicklung und Attraktivität des Berufs stehen im Fokus bei Kita-Trägern
Kitas 2020: Mehr Herausforderungen als je Zuvor
Für viele Kita-Träger und Kita-Führungskräfte in Deutschland wird 2020 ein Jahr mit immensen Herausforderungen in der Personalgewinnung, dem Qualitätsausbau und der Steigerung des Ansehens und der Wertschätzung des Erzieher/innen-Berufs. So gaben rund 80 Prozent der befragten Kita-Träger an, dass die Fachkräftefrage die Top-Herausforderung für das Kita-Jahr 2020 bleiben wird. Am zweit- und dritthäufigsten genannt wurden der Ausbau von Qualitätsmaßnahmen (53 Prozent) sowie die Steigerung des Ansehens und der Wertschätzung der frühkindlichen Bildung 2020 (45 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Kurzbefragung unter rund 350 Kita-Trägern mit insgesamt mehr als 250.o00 Betreuungsplätzen täglich, Kita-Geschäftsführer/innen, Führungskräften, ausgewählten Verbandsvertreter/innen sowie Professorinnen und Professoren an deutschen Hochschulen. Die Kurzbefragung führte der 2018 gegründete Deutsche Kitaverband zum Start des neuen Kita-Jahres 2019 durch mit Blick auf 2020.
„Die Kita-Träger und Führungskräfte stehen momentan unter einem immensen Druck“, so bewertet die Vorsitzende des Deutschen Kitaverbands, Waltraud Weegmann, das Gesamtergebnis der Kurzbefragung. „Denn die Erwartungen vieler Beteiligter sind trotz oder gerade wegen des „Gute-Kita-Gesetzes“, dass jetzt in Personal- und Qualitätsfragen in den Kitas auch wirklich etwas passiert“. „Viele Hebel dafür sind aber über die Jahre nicht bedient worden“, mahnt Weegmann. Die Politik habe letztlich zu wenig getan, um beispielsweise den Beruf bei Berufseinsteiger/innen deutlich aufzuwerten oder Qualitätsaspekte voranzubringen. „Die Arbeit mit Kindern ist herausfordernd, keine Frage, aber sie bietet viele Glücksmomente, wenn Kinder mit Erzieherinnen und Erziehern gemeinsam die Welt erkunden.“ Jahrelang habe der Fokus bundesweit beim quantitativen Ausbau gelegen, Qualitätsfragen seien jedoch vielerorts auf der Strecke geblieben. Beispielhaft ließe sich hier die externe Evaluation zur Qualitätsentwicklung anführen, die in den meisten Bundesländern immer noch nicht regelmäßiger Standard sei.
„Wir als Deutscher Kitaverband wissen nicht erst seit unserer Jahresbefragung, wo den Kita-Trägern 2020 der Schuh drückt. Aber wir werden diese Herausforderungen in die Politik tragen, um gemeinsam Qualitätsfragen, gesetzliche Rahmenbedingungen und auch das Berufsbild mit anderer Perspektive mutig neu zu gestalten, ohne dabei unseren Kernauftrag der Bildung, Betreuung und Erziehung aus den Augen zu verlieren“, fasst Waltraud Weegmann die Ergebnisse zusammen. „Aus den vielen Gesprächen in unserem Verband, den vielen Anfragen zu unserer Arbeit und auch den freien Kommentaren innerhalb der Kurzbefragung, erfahren wir zudem, dass viele Kita-Träger mit ihren Anliegen kein Gehör finden in der lokalen, regionalen oder überregionalen Politik. Daher steht unser Arbeitsauftrag für 2020: Der Deutsche Kitaverband wird die Kernanliegen seiner Verbandsarbeit 2020 schwerpunktmäßig in der Bundespolitik sowie auf regionaler Ebene auch mit neuen Landesverbänden forcieren“, sagt Waltraud Weegmann, Vorsitzende des Deutschen Kitaverbands.
Kitas 2020: Streichen des Eigenanteils
Für den Deutschen Kitaverband und dessen Mitglieder war auch die Frage nach der Streichung des Eigenanteils bedeutsam.
Der Trägereigenanteil ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Er bedeutet, dass die freien Träger nicht die volle Summe ihrer erbrachten Leistung refinanziert bekommen, sondern bspw. nur 91 Prozent in Nordrhein-Westfalen oder 94 Prozent in Berlin. D.h. von einem Euro erhalten Kita-Träger real 91 Cent in NRW oder 94 Cent in Berlin während hingegen kommunale Träger voll finanziert werden.
Diese Ungleichbehandlung wertet der Deutsche Kitaverband u.a. als ein Hemmnis dafür, dass Kita-Träger überregional aktiv werden und neue Kitas bauen und eröffnen können. Der Deutsche Kitaverband und dessen Landesverbände fordern daher, den Trägereigenanteil endlich zu streichen und die Leistungsbereitschaft der freien Träger gleichauf zu stellen mit kommunalen Trägern.
Kitas 2020: Aufschlussreiche freie Kommentare
Immerhin jeder 10. Kita-Träger oder Führungskraft nutzte die Befragung zudem, um einen weiteren Hinweis für die Verbandsarbeit zu geben, so unter anderem zu:
– explodierenden Mietkosten in den Städten,
– den zunehmenden Verwaltungsaufwand,
– Best Practice Modelle für Digitalisierungsprozesse in Kitas und bei Trägern,
– sowie zu Fragen der Vergabe von neuen Kita-Standorten.
Ergebnisse im Überblick
Kontaktiert wurden in einem Zeitraum vom 2. August 2019 bis 30. September 1002 Kita-Träger, Kita-Geschäftsführer/innen, Pädagogische Leitungen, ausgewählte Verbandsvertreter/innen sowie rund 60 Professorinnen und Professoren an deutschen Hoch- oder Fachhochschulen mit Studiengängen für Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit. Die befragten Kita-Träger mit mehr als einem Standort betreuen jeden Tag im Schnitt mehr als 250.000 Kinder in ihren Kitas. Die Jahresumfrage wird künftig im April/Mai jeden Jahres erhoben, um ein Stimmungsbild innerhalb der deutschen Trägerlandschaft zu ermitteln.
Titelfoto: Bild von Michael Breitlingauf Pixabay