Deutscher Kitaverband Nordrhein-Westfalen zum Zukunftsvertrag von CDU und Grünen
Jetzt konkrete Maßnahmen gegen die Personalnot in den Kitas anpacken!
Landesvorsitzender Klaus Bremen: „Das brennende Thema der Personalnot in den Kitas ist im Zukunftsvertrag zwischen CDU und Grünen nicht ausreichend angesprochen.“
Düsseldorf, 28.06.2022. Der Deutsche Kitaverband in Nordrhein-Westfalen begrüßt, dass die neue Koalition aus CDU und Grünen unsere Heimat Nordrhein-Westfalen zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas machen will. Zugleich fragt der Verband: Wie sollen Zukunftschancen für die Kinder und Familien in Nordrhein-Westfalen angesichts der Personalnot in den Kitas entstehen?
Der Verband fordert, die Umsetzung der Beitragsfreiheit für Kitas im dritten Kita-Jahr vor der Einschulung zurückzustellen und die dafür vorgesehenen Finanzmittel in konkrete Sofort-Maßnahmen der Personalgewinnung für die NRW-Kitas und in Maßnahmen der Ausweitung der Ausbildung für die Kita-Berufe zu investieren.
„Ihre finanzielle Entlastung bezahlen Eltern mit Betreuungsausfällen durch fehlendes Personal in den Kitas“, so Klaus Bremen, Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverbands in NRW.
Vorstandsmitglied Marcus Bracht: „Angesichts der akuten Personalnot in den Kitas braucht es kurz und mittelfristig ein Bündel konkreter, mutiger und entschlossen umgesetzter Maßnahmen. Kleine Schritte helfen in der akuten Situation nicht! Es braucht weitreichende Maßnahmen, die der überaus kritischen Situation gerecht werden.“
Dazu hatte der Deutschen Kitaverband zu Beginn der Koalitionsverhandlungen Vorschläge und Forderungen vorgelegt: Ausbildungskapazitäten zu erhöhen und kurzfristige, flexible Einstiegsmöglichkeiten zu schaffen sind Kernforderungen.
Im Detail geschaut: Ankündigung „Fachkräfteoffensive“
In ihrem Zukunftsvertrag kündigen CDU und Grüne an:
„Wir werden eine Fachkräfteoffensive etablieren und die Weichen für ein verbessertes Fachkräftemanagement stellen.“
Der Deutsche Kitaverband fragt:
- Wie schnell wird diese Offensive umgesetzt?
- Wie soll sie sich von den vergangenen Maßnahmen unterscheiden?
- Was heißt: „Weichen für ein verbessertes Fachkräftemanagement stellen“?
In ihrem Zukunftsvertrag legt sich auch die neue Landesregierung nicht auf genaue Bedarfszahlen fest: Eine nachhaltige Fachkräfteoffensive braucht verbindlich belastbare und für die Allgemeinheit nachvollziehbare Ausgangszahlen zum Personalbedarf.
Im Detail geschaut: Ausbildung für Kita-Berufe
Damit sich die Personalsituation in den Kitas zum Besseren wendet, fordert der Deutsche Kitaverband kurzfristige Maßnahmen in der Ausbildung für die Kita-Berufe:
Die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) in Nordrhein-Westfalen muss ausgebaut und durch weitere Erhöhung der Förderung und der Vergütung attraktiver gestaltet werden.
Es reicht nicht, im Zukunftsvertrag von CDU und Grünen die Gleichwertigkeit der schulischen und der praxisintegrierten Ausbildung nur anzuerkennen: Um mehr junge Menschen für die Tätigkeit in der frühkindlichen Bildung zu gewinnen, gilt es, die Landesförderung für PiA deutlich anzuheben und die Vergütung auf ein Niveau zu heben, auf dem sie auf dem Arbeitsmarkt von heute wettbewerbsfähig ist.
Das Land muss zeitnah die Ausbildungskapazitäten steigern und unter anderem durch Zulassung weiterer Kita-naher Anbieter ausbauen. Die Erzieher*innen-Ausbildung ist zu vergüten und schulgeldfrei zu gestalten.
Angesichts der aktuellen Personalsituation in den NRW-Kitas ist es für den Deutschen Kitaverband nicht nachvollziehbar, dass der Zukunftsvertrag von CDU und Grünen keine konkreten und zahlenmäßig belastbaren Aussagen zur Verbesserung der Ausbildung enthält.
Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zu verbessern und zusätzliche Ausbildungskapazitäten zu schaffen – ok: Aber diese allgemeine Absichtserklärung des Zukunftsvertrags von CDU und Grüne ist dem Deutschen Kitaverband zu wenig.
Im Detail geschaut: Alltagshelfer*innen-Programm und Verwaltungsassistenz
Der Deutscher Kitaverband begrüßt die Ankündigung im Zukunftsvertrag von CDU und Grünen, das Alltagshelferprogramm verlängern und neu auflegen, Stundenaufstockungen für Bestandskräfte ermöglichen und Wege der Weiterqualifizierung fortführen.
Zugleich freuen wir uns darüber, dass mit der Ankündigung, den Einsatz von Verwaltungsassistenzen zu ermöglichen und dafür eine angemessene Anpassung der Verwaltungspauschale umzusetzen, unsere Forderung der Entlastung der pädagogischen Mitarbeiter*innen Eingang in den Zukunftsvertrag gefunden hat.
Wir bleiben dran
Der Deutsche Kitaverband in Nordrhein-Westfalen begrüßt auch die von CDU und Grünen angekündigte Einrichtung eines Beirats „Tageseinrichtungen für Kinder“ als Schritt, endlich einen offenen, demokratischen und insbesondere für die Träger und Eltern nachvollziehbaren Dialog zwischen Land, Kommunen und den heutigen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft über alle Fragen der frühkindlichen Bildung und der Kita-Versorgung in unserem Bundesland zu etablieren.
„Im Interesse von Eltern, Mitarbeiter*innen und unserer engagierten Mitglieder werden wir als Deutscher Kitaverband an diesen für die Kita-Arbeit existentiellen Themen dranbleiben und streben die Mitarbeit in dem Beirat an“, so Bremen.
Die vollständige Gegenüberstellung unserer Forderungen mit den Ergebnissen des Zukunftsvertrags von CDU und Grünen gibt’s als Download: Koalitionsvertrag von CDU und Grünen auf Herz und Nieren geprüft
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