Den eigenen Horizont erweitern, internationale Kontakte pflegen, fremde Sprachen lernen: Im Europäischen Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft (EBG), einem Aus-, Weiterbildungs- und Kita-Träger aus Magdeburg, sind das zentrale Werte. Ein enger Austausch zwischen Fachschul-Theorie und Kita-Praxis trägt zur hohen pädagogischen Qualität in den vier EBG-Kindereinrichtungen in Sachsen-Anhalt und den drei Kitas in der Slowakei bei. Das EBG ist Mitglied im Deutschen Kitaverband, um unabhängige Kita-Träger zu stärken, den Austausch untereinander zu fördern und sich gemeinsam für eine vergleichbar hohe Kita-Qualität im gesamten Bundesgebiet einzusetzen.

Direkt nach der Wende, 1990, schlossen sich Berufsbildnerinnen und -bildner in Sachsen-Anhalt zusammen und gründeten in Magdeburg das Europäisches Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft (EBG). Heute sind an mehr als 30 Bildungszentren über 400 hauptamtliche Lehr- und über 1.000 Honorarkräfte für die gemeinnützige Gesellschaft aktiv. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf der Aus- und Fortbildung im Bereich der Sozial- und Gesundheitsberufe. „Seit 1997 bilden wir an vier Fachschulen in Sachen-Anhalt sowie an unseren Fachschulen in Sachsen und in Brandenburg aus“, berichtet Cornelia Bruchmüller, Leiterin des Kompetenzzentrums Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe beim EBG. „Derzeitig verlassen jährlich bis zu 500 Absolventinnen und Absolventen als „Staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher“ unser Unternehmen.“ Der Wunsch, frühpädagogische Theorie und Praxis noch enger zu verzahnen, bewog das Bildungswerk dazu, selbst zum Träger von Kindertagesstätten zu werden. Drei Kindereinrichtungen in Aschersleben sowie in Schermen und Körbelitz (beides nahe Magdeburg) übernahm die EBG aus kommunaler Trägerschaft. In Gerwisch (ebenfalls bei Magdeburg) errichtete die Organisation eine neue Kita. Die vier Einrichtungen verfügen über insgesamt 445 Betreuungsplätze.

Konzeption: Der Träger legt die Leitlinien fest

Innerhalb der Leitlinien, die der Träger vorgibt, entwickelt jede der Kitas ihre Konzeption selbst. „Die Einrichtungen benötigen die Freiheit, sich pädagogisch an den Gegebenheiten vor Ort sowie den Bedarfen der Kinder und ihrer Familien ausrichten zu können“, erläutert die Fachbereichsleiterin, Cornelia Bruchmüller. Dafür möchte der Träger jedoch einen gemeinsamen Rahmen setzen. Es sind drei Aspekte, die er dabei betont: frühe Mehrsprachigkeit, Interkulturalität & Internationalität sowie mathematisch-naturwissenschaftliche Grunderfahrungen.

Andere Sprachen hören

„Frühe Mehrsprachigkeit leben wir nach dem Immersionskonzept, also dem sogenannten Sprachbad. Wir haben zum Beispiel englische Muttersprachlerinnen und Muttersprachler beschäftigt. Sie reden in ihrer Muttersprache mit den Kindern. Dadurch hören sich die Jungen und Mädchen schnell in das zunächst noch fremde Lautspektrum ein“, erläutert Cornelia Bruchmüller.


International vernetzt sein

Die Internationalität ist ein zentraler Gründungsgedanke des Europäischen Bildungswerks für Beruf und Gesellschaft. „Von Beginn an stand fest: Wir wollen uns international vernetzen. Heute bestehen gute Kontakte nach Vietnam, nach China und in die Slowakei, wo wir drei kleinere Kitas mit insgesamt rund 100 Plätzen betreiben.“ Unsere angehenden Erzieherinnen und Erzieher aus Deutschland sammeln im slowakischen Brezno Auslandserfahrung. Umgekehrt kommen Fachkräfte von dort für dreiwöchige Praktika in unsere Kitas und bringen hier ihre Lebens- und Arbeitsauffassungen ein.“ Dies empfänden alle Beteiligten als Bereicherung. Für die Kinder und auch ihre Eltern eröffne dies oft neue Welten und Horizonte.

Natur & Arbeitswelten kennenlernen

Mathematisch-naturwissenschaftliches Lernen verknüpfen die Kindereinrichtungen mit Naturerleben und dem Entdecken der gesellschaftlichen Umgebung. „Wir gehen mit den Kindern über die Kindertagesstätte als Lernort hinaus in die uns umgebende Natur und tauchen auch die Arbeitswelten der Erwachsenen ein“, sagt die EBG-Fachbereichsleiterin. „Daraus nehmen die Kinder viele wichtige Sinneserfahrungen und spannende inhaltliche Impulse mit.“

Fachschulen: Handlungsorientierung wichtig

Eine starke Handlungsorientierung gehört auch in den Fachschulen zum Programm: Der Austausch mit den Kindertagesstätten ist eng. In Sachsen-Anhalt, wo dies räumlich möglich ist, kooperieren die Schulen mit den trägereigenen Kitas. In Leipzig und Brandenburg arbeitet das EBG mit Einrichtungen anderer Träger zusammen. Cornelia Bruchmüller sagt: „Der Praxiskontakt der Fachschülerinnen und Fachschüler geht dadurch über die gesetzlich vorgesehenen Praxisstunden hinaus. Ist zum Beispiel in der Fachschule Beobachtung & Dokumentation das Thema, verlegen wir eine Übungseinheit in die Kita. Unsere Einrichtungsleiterinnen gehen auch in die Fachschulen, um beispielsweise über ihre pädagogischen Konzeptionen zu sprechen.“ Durch die enge Verzahnung gelingt der Theorie-Praxis-Transfer sehr gut. Die beiden Lernwelten befruchten sich gegenseitig.

Fokus auf Qualitätsentwicklung

Diese Zusammenarbeit trägt zur hohen Kita-Qualität bei, die der Träger systematisch weiterentwickelt. „Jede Kita definiert Zielvorgaben für das folgende Jahr. Gemeinsam schauen wir, wie wir sie erreichen, welche Fortbildungen wir dazu benötigen und wo wir welches Know-how erhalten. Arbeiten wir mit unseren eigenen Fachleuten zusammen? Oder holen wir uns Unterstützung über das Landesjugendamt?“ Eine Zusammenarbeit mit dem „Haus der kleinen Forscher“ und dem „Bundesprogramm Sprachkitas“ gehöre sowieso dazu.

Engagiert im Deutschen Kitaverband

Im Deutsche Kitaverband engagiert sich das EBG, weil es den Austausch mit anderen unabhängigen Trägern schätzt, die ebenso frei, überparteilich und konfessionell ungebunden sind. „Wir alle wissen, was wir können und wollen und möchten uns nicht den Zwängen einer übergeordneten Dachorganisation unterwerfen“, erklärt Cornelia Bruchmüller. Einen Widerspruch zur gemeinsamen Forderung, in Deutschland die Kita-Qualität vergleichbarer zu machen, sieht sie nicht. „Wir sind aufgerufen, im Sinne der Rechte der Kinder einen kindorientierten Gleichklang zu erreichen. Dafür setzen wir uns ein.“ Ihr Wissen bringt die Expertin besonders in der Arbeitsgruppe „Weiterbildung“ des Deutschen Kitaverbands ein.