Der Deutsche Kitaverband hat eine Stellungnahme zum Gesetzentwurf zur Änderung des Niedersächsischen Gesetzes über Kindertagesstätten und Kindertagespflege abgegeben. Die wichtigsten Punkte und Bewertungen sind im Folgenden zusammengefasst:

Positive Aspekte des Gesetzentwurfs:

  1. Flexibilisierung der personellen Mindeststandards: Die befristete Flexibilisierung bis zum 31. Juli 2030 wird grundsätzlich positiv bewertet, da sie ausreichend Zeit für erforderliche Anpassungen bietet.
  2. Dritte Kraft in Krippen: Die Verschiebung der Einführung einer dritten Kraft in Krippen auf das Jahr 2026 wird als sinnvolle Maßnahme angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels begrüßt.
  3. Berufspraktisches Jahr: Die Möglichkeit, Personen im berufspraktischen Jahr als dritte Kraft in Krippengruppen einzusetzen, sofern bereits eine pädagogische Assistenzkraft vorhanden ist, wird unterstützt.
  4. Erweiterung der Vertretungsmöglichkeiten: Die Erweiterung der Vertretungsmöglichkeiten um zwei Tage auf insgesamt fünf Tage pro Monat und Gruppe ist hilfreich, obwohl der Entwurf hinter den Forderungen der CDU-Fraktion zurückbleibt.

Kritische Punkte des Gesetzentwurfs:

  1. Aufbauqualifizierung für Assistenzkräfte: Die geplante Aufbauqualifizierung ist in ihrer aktuellen Form nicht praxistauglich. Es fehlt an Lehrpersonen, und die Sinnhaftigkeit für erfahrene Kräfte ist fraglich. Anreize zur freiwilligen Teilnahme und eine Flexibilisierung der Regelung sind notwendig.
  2. Finanzielle Unterstützung: Die pauschalierte Finanzhilfe für pädagogische Assistenzkräfte und die Anreizfinanzierung für weitere geeignete Personen sind unzureichend. Eine finanzielle Unterstützung für Springerkräfte fehlt komplett.
  3. Berufsbegleitende Ausbildung: Der Gesetzentwurf sieht keine wesentliche Weiterentwicklung zu einer vergüteten, berufsbegleitenden Ausbildung für sozialpädagogische Assistent:innen, Kinderpfleger:innen und Erzieher:innen vor.
  4. Zeitkontingente für Leitungsaufgaben: Es wurde versäumt, ausreichende Zeitkontingente für Leitungsaufgaben und mehr Kapazitäten für Verfügungs- und Vorbereitungszeiten zu schaffen, was die Fachkräfte erheblich entlasten würde.
  5. Multiprofessionelle Teams und Quereinsteigende: Eine stärkere Förderung von multiprofessionellen Teams und Quereinsteigenden fehlt. Unterschiedliche Fachkräfte können durch ihre Zusammenarbeit eine ganzheitliche Betreuung und Förderung der Kinder sicherstellen.
  6. Anerkennung ausländischer Fachkräfte: Die Anerkennung ausländischer Fachkräfte muss vereinfacht werden, um wertvolle Ressourcen für das Kita-Personal zu erschließen und Integration zu fördern.
  7. Finanzielle Entlastung der Kita-Träger: Sach- und Personalkosten sollten vollständig durch öffentliche Zuschüsse gedeckt werden. Eine regelmäßige Evaluation der tatsächlichen Kosten und Anpassung der finanziellen Unterstützung ist erforderlich.

Forderungen des Deutschen Kitaverbands:

Der Deutsche Kitaverband appelliert an die Verantwortlichen, die vorgeschlagenen Regelungen nochmals zu überdenken und sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Kita-Träger, der Fachkräfte, Eltern und Kindern sowie den Anforderungen an eine hochwertige frühkindliche Bildung gerecht werden.

Stellungnahme als PDF

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